Bei der Aktiven Überwachung wird ein Prostatakarzinom mit einem niedrigen Risiko überwacht und nicht aktiv therapiert. Für die Empfehlung einer Aktiven Überwachung gibt es laut S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Urologie folgende Voraussetzungen [1]:

• PSA-Wert ≤ 10 ng/ml
• Gleason-Score ≤ 6
• Klinische Stadium: cT1 und cT2a (PCa auf lediglich einer Prostataseite tastbar)
• Tumor in ≤ 2 Stanzen bei leitliniengerechter Entnahme von 10-12 Stanzen
• ≤ 50 % Tumor pro Stanze

Für die Durchführung einer Aktiven Überwachung ist die richtige Bewertung des Risikoprofils des nachgewiesenen Prostatakarzinoms unerlässlich. Daher soll vor dem Beginn der Überwachung, wenn nicht schon vor der Biopsie erfolgt, eine multiparametrische Magnet-Resonanz-Tomographie (mpMRT) der Prostata durchgeführt werden. Anhand der MRT kann die Lage des Tumors ersichtlich gemacht werden und das Risiko der Unterschätzung des Risikos des nachgewiesen Prostatakarzinoms wird minimiert. Sollte sich anhand der MRT-Sequenzen eine Diskrepanz zwischen dem nachgewiesenen Prostatakarzinom und dem radiologischen Befund der MRT ergeben, kann eine erneute Prostatabiopsie notwendig werden.

Ist die Bewertung der Prostatakarzinoms anhand der oben genannten Voraussetzungen regelrecht erfolgt, verspricht die Aktive Überwachung ein hohe Sicherheit für den Patienten, obwohl auf eine aktive Therapie verzichtet wird. Um diese Sicherheit zu gewährleisten ist eine engmaschige Nachsorge notwendig. Diese beinhaltet: 

• im ersten Jahr: PSA-Wert und digital rektale Untersuchung alle 3 Monate
• danach alle 6 Monate (bei stabilen Werten)
• Kontrollbiopsie nach 12 Monaten (Beachtung der mpMRT)
• danach alle 12-18 Monate in den ersten 3 Jahren

Die Aktive Überwachung ist keine Gewähr, dass im Verlauf eine aktive Therapie bei Veränderung der klinischen Parameter (z.B. Anstieg des Gleason Scores) notwendig wird. Dieser Zeitpunkt kann jedoch ohne Verlust der Lebensqualität herauszögert werden.